Gailbach und das Internet
Internet: Zuversicht in Gailbach
Bürgerinitiative: Info-Veranstaltung über mehr Tempo im Netz - Bürger fürchten Standortnachteile
Aschaffenburg. In Sachen Internet ist Gailbach ein weißer Fleck auf der Landkarte inmitten der schon mit schnellen Anschlüssen ausgestatteten Ansiedlungen Schweinheim, Haibach, Dörrmorsbach und Soden: So lautet das Fazit von Dirk Schellenberger, Ansprechpartner der Bürgerinitiative »Schnelles Internet für Gailbach«.
In einer Informationsveranstaltung in der Sportgaststätte Maihohle wollten über 70 Bürger wissen, wann es in Gailbach schnelleres Internet geben wird.
Nach Meinung vieler Gailbacher hat der südöstlichste Stadtteil Aschaffenburgs erhebliche Standortnachteile. Laut einer Maklerin sinkt sogar der Marktwert von Gailbacher Immobilien. Familien befürchten, dass es mit dem Telearbeitsplatz oder dem Home-Office nicht klappt, dass sich der Nachwuchs nicht über das Internet auf Schulaufgaben vorbereiten kann oder dass Online-Bewerbungen um Arbeitsplätze nicht möglich sind.
DSL 16 000
Für die im März gegründete Bürgerinitiative liegt der Schlüssel zur favorisierten Lösung nahe der Gailbacher Straße Maihohle: Nur 500 Meter oberhalb verlaufe die Findbergstraße nach Dörrmorsbach. Dort liege der Kabelstrang, der den Haibacher Ortsteil mit DSL 16 000 (16 Megabits pro Sekunde) versorgt. Ein hiervon abzweigendes Kabel brauche nur bergab durch die Maihohle nach Gailbach gegraben werden. Ob dies technisch machbar ist, muss in einem Markterkundungsverfahren geprüft werden.
Das Verfahren ist der zweite Schritt, den das Breitbandportal der bayerischen Staatsregierung auf dem Weg zum schnellen Internet vorschreibt, erläuterte die von OB Klaus Herzog zur »Breitband-Patin« ernannte Anja Michel vom Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Aschaffenburg.
Den ersten Schritt, genannt »Bedarfsanalyse«, hat Gailbach hinter sich: eine flächendeckende Haushaltsbefragung, bei der Unternehmer und Freiberufler sowie Privathaushalte Fragebögen erhielten. 231 Bögen wurden ausgefüllt zurückgesandt. Die Auswertung bestätigte, dass 64 Prozent der teilnehmenden Gailbacher Internetnutzer nach amtlicher Richtlinie als »unterversorgt« gelten.
Maßgeschneiderte Lösung
Der zweite Schritt startete am Montag. In einer achtwöchigen Ausschreibung wurden Firmen aufgefordert, auf Gailbach zugeschnittene Lösungen für eine Breitband-Infrastruktur anzubieten. Die Bürgerinitiative erwartet jedoch nicht, dass sich ein Anbieter für einen zuschussfreien Ausbau findet.
Sie zählt auf den Fördertopf des Freistaats. Jeder Kommune stehen für die Internetversorgung 100 000 Euro zu - unabhängig von ihrer Größe. Der Haken: Während Haibach 100 000 Euro erhielt und damit alle Ortsteile versorgen konnte, muss die sechsmal so große Stadt Aschaffenburg mit der gleichen Summe auskommen. Von diesem Betrag sind nach dem Ausbau im Obernauer Industriegebiet aber nur noch 7000 Euro übrig.
Haushaltsmittel der Stadt
Die Gailbacher Bürgerinitiative setzt darauf, dass die Stadt mit eigenen Haushaltsmitteln einspringt. Dafür wollen sich die Stadträte Theo Bubenzer (SPD) und Bettina Eisert (Grüne) sowie der Gailbacher CSU-Ortsverbandsvorsitzende Gerald Otter einsetzen. Sie verwiesen auf den durch Stadtratbeschluss eingerichteten Arbeitskreis »Schnelles Internet«, dem auch Fachdienste wie das Tiefbauamt und die Stadtwerke angehören. Der Arbeitskreis steht Netzbetreibern zur Seite.
Über die Fraktionsgrenzen hinaus würden alle Stadträte das Anliegen der Bürgerinitiative vorbehaltlos unterstützen, versicherten die Kommunalpolitiker. Auch Breitband-Patin Anja Michel ist zuversichtlich, dass das Projekt nicht an der Zuschussfrage scheitern wird. Wann in Gailbach endlich die Bits und Bytes »wie die Sau durchs Modem rennen«, wie es ein Besucher der Info-Veranstaltung formulierte, steht aber noch nicht fest.
Beitrag von Ernst Bäppler
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